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1. Erzählungen aus der neuesten Geschichte (1815 - 1881) - S. 266

1877 - Oldenburg : Stalling
266 regung, wo die Stichwrter: Freiheit, Gleichheit, Brderlich-feit in aller Munde waren, und die Gefahr nahe lag, den rohesten Communismus aus der Theorie in die Wirklichkeit bergehen zu sehen. Die Nationalwerksttten verschlangen ungeheure Summen, dazu kam noch der Unterhalt der neu gegrndeten 20,000 Mann starken Mobilgarde, die aus jungen Proletariern bestand, von denen der Mann tglich einen Fran-ken Lhnung erhielt. Die Folge davon war, da die Staats-papiere um die Hlfte fielen, und der Finanzminister sich ge-nthigt sah, die directen Steuern um 45 Procent zu erhhen, wodurch die Begeisterung des Landvolks fr die Republik gewaltig gedmpft ward. Handel und Gewerbe stockten: der Staats- und Privatcredit sank, und ein Bankerott stand in drohender Nhe. Am 27. Februar fand die feierliche Einsetzung der Re-publik Statt. Die Mitglieder der provisorischen Negierung begaben sich durch ein Spalier von Nationalgarden schreitend, nach dem Bastilleplatz, wo eine zahllose Volksmenge sie er-wartete. Sie wurden, besonders Lamartine, vom Volke mit freudigem Zuruf begrt und machten am Fue der Julisule Halt. Hier wurde das Decret, welches die Republik ein-setzte, mit donnerndem Zuruf entgegengenommen. Zuletzt zogen 100,000 Mann Nationalgarden mit klingendem Spiel und dem Gesang der Marseillaise an der provisorischen Regie-rung vorber. Ungeachtet der Lockerung so mancher Bande der Ordnung nahm doch in der ersten Zeit der Revolution die Zahl der eigentlichen Verbrechen in Paris nicht zu; nur m der Umgegend fielen groe Frevel vor. So wurde das Schlo Neuilly bei Paris, das den Orleans gehrte, von einem ru-berischen Haufen geplndert und in Brand gesteckt, wobei werthvolle Gemlde und Bcher zu Grunde gingen. Bald aber gewann die Polizei wieder greres Ansehen, um dieser Zerstrungslust entgegen treten zu knnen. Adel und Geist-lichkeit waren der Republik nicht entgegen und den Legitimisten schien die Republik weniger als die Julimonarchie zu wider-streben. Lamartine erklrte in einem Manifest an Europa' Frankreichs aufrichtige Neigung fr Erhaltung des Friedens und machte auf die Gefahren aufmerksam, die aus emem An-griff auf dasselbe fr die Angreifer selbst hervorgehen knnten.

2. Erzählungen aus der neuesten Geschichte (1815 - 1881) - S. 217

1877 - Oldenburg : Stalling
- 217 furt a. M. gerichtet. Eine echt nationale Begeisterung im edelsten Sinne deswortes durchdrang alle Gauen des deutschen Vaterlandes, die schwarz-roth-goldenen Fahnen riefen die Erinne-rungen an die glorreichen Zeiten ferner Vergangenheit wach und schienen die nahe Wiedergeburt des alten deutschen Rei-ches zu verknden. Am 18. Mai Nachmittags um 3 Uhr traten gegen 330 Abgeordnete der deutschen Nation zu Frankfurt a. M. im Kaisersaale des Rmers zusammen und begaben sich dann in feierlichem Zuge, mit entbltem Haupte, nach der Paulskirche, wo sie sich unter dreimaligem Lebehoch fr constituirt erklr-ten. Am folgenden Tage wurde Heinrich von Gagern zum Prsidenten der Versammlung gewhlt, ein Mann, der durch Persnlichkeit, Charakter und Talent zu dieser Stelle berufen war. Niemals hat eine politische Versammlung eine reichere Flle von geistvollen, wissenschaftlich gebildeten Mnnern, von charakterfesten und opferwilligen Persnlichkeiten aufzuweisen gehabt. Die groe Mehrheit der Versammlung gehrte, wie der Prsident, der constitutionellen Partei an, die demokrati-sche Richtung war nur schwach vertreten. Bei aller Auszeich-nung in geistiger Beziehung fehlte es aber der Versammlung an der nthigen politischen Einsicht. Da es auer ihrer Macht lag, in dem seit Jahrhunderten in so viele Staaten getheilten Deutschland ein einheitliches Ganze herzustellen, so wre es das allein Angemessene gewesen, die Neugestaltung des Vater-landes im Einverstndnis mit den deutschen Fürsten in An-griff zu nehmen; statt dessen sprach sie, wie das Vorparlament, die Idee der Volkssouvernett aus, ohne zu bedenken, da die Fürsten sich von der Leitung der ffentlichen Angelegen-heiten nicht wrden ausschlieen lassen. Das Streben des Parlaments, eine Verfassung aus eigener Kraft aufzustellen, mute fehlschlagen und hatte den Untergang der Versammlung und im deutschen Volke den bitteren Schmerz der getuschte Hoffnungen in seinem Gefolge. Die nchsten Beschlsse waren, da alle Bestimmungen einzelner deutscher Verfassungen, welche mit der allgemeinen Reichsverfassung mcht bereinstimmen wrden, ungltig sein, und da an Stelle des Bundestages eine provisorische Central-gewalt gebildet werden sollte. Nach achttgigen Debatten, in

3. Erzählungen aus der neuesten Geschichte (1815 - 1881) - S. 231

1877 - Oldenburg : Stalling
- 231 - Die Leichen der 216 gefallenen Barrikadenkmpfer wurden theils auf Bahren, theils auf offenen Wagen, die Hup-ter mit Blumen und grnen Zweigen geschmckt, nach dem Schlohof gebracht; König und Knigin erschienen tief bewegt auf der Gallerie, wo in ihrer Gegenwart der Choral: Jesus, meine Zuversicht!" angestimmt wurde. Am 20. Mrz wurden die seit dem Aufstande in Posen von 1846 in Berlin gefangen gehaltenen Polen in Freiheit gesetzt, an deren Spitze Mieroslawski, auf einem Wagen stehend, durch die Stadt zog und von einer Ver-brderung des deutschen und polnischen Volkes und der Wiederherstellung Polens als eine Vormauer gegen Rußland declamirte. Am 21. Mrz erlie der König eine Proclamation An die deutsche Nation", in der erklrt wurde, da Preuens Friedrich Wilhelm Iv. sich zur Wiedergeburt Deutschlands an die Spitze des Gesammtvaterlandes stellen werde, und gegen Mittag hielt der König, von Prinzen, Ministern und Gene-ralen umgeben, einen Umritt durch die Stadt, wobei er und sein Gefolge schwarz-roth-goldene Schleifen am Arme trugen und die deutsche Reichsfahne dem Zuge vorangetragen wurde. Vor dem Universittsgebude hielt der König eine begeisterte Rede, da er Deutschlands Einheit und Freiheit wieder-herstellen wolle. Als der Ruf erscholl: Es lebe der Kaiser von Deutschland!", wies der König diese Huldigung mit Un-willen zurck. An demselben Tage erlie der König noch den Aufruf: An mein Volk und an die deutsche Nation!", in welchem das berhmte Wort: Preußen geht fortan in Deutsch-land auf" vorkam. Weiterhin wurden die Forderungen des Badenschen Programms und Vereidigung des Heeres auf die Verfassung gewhrt. Am 22. Mrz fand die Beerdigung der Barrikadenleichen auf dem Friedrichshain vor dem Lands-berger Thore Statt. Als der an 20,000 Kpfe starke Zug am Schlosse vorbeikam, stand der König entblten Hauptes auf dem Balkon, bis die Srge vorber waren. Um den neuen Gang der Dinge an das Bisherige gesetzlich anzuknpfen, wurde im April nochmals der vereinigte Landtag berufen, und der Beschlu gefat, da die neue constituirende Versammlung nach allgemeinem Stimmrecht zu

4. Erzählungen aus der Griechischen Geschichte in biographischer Form - S. 35

1873 - Oldenburg : Stalling
35 gen. Dann ließ Achilles fern und ungesehen vom Vater, den Leichnam waschen, salben und bekleiden. Er selbst legte ihn auf ein unterbreitetes Lager, rief, während die Freunde den Todten auf den mit Maulthieren bespannten Wagen hoben, den Namen seines Freundes an und sprach: „Zürne und eifere mir nicht, Patroklos, wenn du etwa in der Nacht der Unterwelt vernimmst, daß ich Hektars Leiche seinem Vater zurückgebe! Er hat kein unwürdiges Lösegeld gebracht, und auch dir soll dein Antheil werden." Nun kehrte er zurück ins Zelt, setzte sich dem König wieder gegenüber und sprach: „Siehe, dein Sohn ist jetzt ge- löst, o Greis, wie du es gewünscht hast; er liegt in ehrbare Gewänder eingehüllt. Sobald der Morgen sich röthet, magst du ihn schauen und davon führen. Jetzt aber laß uns der Nachtkost gedenken, du hast noch Zeit genug, deinen lieben Sohn zu beweinen, wenn du ihn zur Stadt gebracht hast, denn wohl verdient er viele Thränen." Darauf ließ Achilles ein Mahl bereiten, und bewirthete seinen Gast. Während des Mahles staunte Priamos über Wuchs und Gestalt des Helden, und dieser bewunderte seinerseits das würdevolle Antlitz und die weise Rede des Greises. Darauf ward ihm ein Lager in der Halle bereitet, und nachdem ihm Achilles eine Waffenruhe von eilf Tagen zur Bestattung des edlen Hektor verhießen hatte, legten sich beide schlafen. Vor An- bruch des Tages aber weckte Hermes den Greis, und mahnte ihn zur Rückfahrt nach Troja, die er unter dem Schutze des Gottes glücklich vollendete und darauf die nöthigen Anstalten zur Bestattung seines Sohnes traf. Bald entbrannte der Kampf von neuem; Achilles erschlug viele Feinde und verfolgte die Trojaner bis vor die Stadt. Hier schickte er sich an, die Thorflügel aus den Angeln zu heben, als Apollo, den Troern günstig gesinnt, vom Olymp herabstieg und dem Helden zurief, vom Kampfe abzulassen. Doch Achilles verachtete die Warnung des Gottes; da ver- hüllte sich der zürnende Apollo in ein schwarzes Gewölk, legte einen Pfeil aus seinen Bogen und schoß aus dem Nebel dem Peliden in die verwundbare Ferse, daß er wie ein Thurm zu Boden stürzte. Er zog den Pfeil aus der Wunde, das schwarze Blut quoll heraus; dennoch erhob er sich mit einem 3 *

5. Erzählungen aus der Griechischen Geschichte in biographischer Form - S. 44

1873 - Oldenburg : Stalling
44 Auf dem Kampfplatze durchstürmte Menelaos noch immer wie ein Raubthier das Heer, den verschwundenen Paris aus- spähend: aber weder ein Trojaner noch ein Grieche konnte ihm den Fürsten zeigen, und doch hätten sie ihn gewiß nicht verhehlt, denn er war Beiden zuwider wie der Tod. End- lich erhob Agamemnon seine Stimme und sprach: ,,Höret mein Wort, ihr Dardaner und Griechen! Menelaos ist der offenbare Sieger. So gebet uns denn jetzt Helena sammt den Schätzen zurück und bezahlet uns für alle Folgezeit einen Tribut!" Die Argiver nahmen diesen Vorschlag mit Jubel auf, die Trojaner schwiegen. Bald entbrannte, da sich die Trojaner zum Bruche des Bündnisses verleiten ließen, der Kampf von neuem. 6. Hektar und Ajar im Lweikamps. Als einst die Göttin Athene vom Olymp herab die beiden Brüder Hektor und Paris zum Kampfe hineilen sah, flog sie stürmisch hinunter zur Stadt Troja. An des Zeus Buche begegnete ihr Apollo, der von der Zinne der Burg, von wo er die Schlacht der Trojaner lenkte, daher kam, und seine Schwester anredete: ,,Welch ein heftiger Eifer treibt dich vom Olymp herunter, Pallas? Bist du noch immer auf den Fall der Trojaner bedacht, Erbarmungslose? Wolltest du mir doch gehorchen und für heute den Entscheidungskampf ruhen lassen. Ein andermal mögen sie die Feldschlacht erneuern, weil ihr, du und Hera, doch nicht ruhet, bis ihr die hohe Stadt Troja verwüstet habt!" Ihm antwortete Athene: „Fernhintreffer, es sei, wie du sagst; und in derselben Absicht bin ich auch vom Olymp herabgekommen. Aber sage mir, wie gedenkst du den Männerkampf zu stillen?" — „Wir wollen," sprach Apollo, „dem gewaltigen Hektor seinen Muth noch steigern, daß er einen der Danaer zum entscheidenden Zweikampf herausfordert, laß uns dann sehen, was diese thun " Athene war damit zufrieden. Das Gespräch der Unsterblichen hatte der Seher Helenos in seiner Seele vernommen; eilig trat er zu Hektor und sprach: „Weiser Sohn des Priamos, wolltest du diesmal meinem Rathe gehorchen, der ich dein liebender Bruder bin?

6. Erzählungen aus der Griechischen Geschichte in biographischer Form - S. 74

1873 - Oldenburg : Stalling
74 weiden, deren Zahl nie abnimmt. Wenn du diese Heerden unverletzt erhältst, dann möget ihr, obschon unglücklich, nach Jthaka kommen: wenn du sie aber verletzest, dann weissage ich dir Verderben sammt deinen Freunden, und wiewohl du auch selbst entrinnst, wirst du doch spät, unglücklich, und von allen Genossen entblößt heimkehren." Unter dieser Erzählung erschien die Morgenröthe. Kirke ging nach ihrem Palaste zurück, und Odysseus eilte zu seinen Gefährten. Bald saßen sie auf den Ruderbänken, und von Kirke mit günstigem Fahrwinde geleitet, glitt das Schiff auf dem Meere dahin. Odysseus theilte seinen Freunden mit, was ihm Kirke von den Sirenen erzählt hatte, und als das Schiff sich ihnen näherte, verklebte er seinen Gefährten die Ohren, sich selbst aber ließ er an Händen und Füßen fest- binden und um den Mast schlingen. Schon hörte er den Gesang der Sirenen, die dem Odysseus zuriefen: „Komm, preiswürdiger Odysseus, lenke das Schiff dem Lande zu, um unsere Stimme zu vernehmen. Keiner fuhr noch vorüber, ohne unsern süßen Gesang gehört zu haben, und dann kehrt er fröhlich und mit höherem Wissen begabt zurück. Denn wir wissen, was die Griechen und Troer in den Ebenen Troja's geduldet haben, wir wissen Alles, was aus der nah- rungssprossenden Erde geschieht." Jetzt erwachte in Odysseus die Begierde, die Stimme der Sirenen in der Nähe zu hören, und er gebot den Freun- den, ihn zu lösen, doch diese legten ihn schnell in noch festere Bande. So segelte das Schiff glücklich vorbei und Odysseus nahm den Freunden das Wachs aus den Ohren. Bald hörten sie, weiter fahrend, das dumpfe Getöse des brausenden Strudels der Charybdis, und vor Schrecken ent- fielen die Ruder den Händen der Griechen. Odysseus er- muthigte sie und befahl dem Steuermann fern von dem Strudel nahe dem Felsen das Schiff vorbeizulenken: von der Skylla aber sagte er ihnen nichts. Jetzt standen sie in der Enge des Meeres: hier drohete Skylla, dort die grausige Charybdis, und während die Blicke der Griechen auf letztere gerichtet waren, hatte Skylla schon sechs der tapfersten Ge- fährten aus dem Schiffe geraubt. In den Lüsten schwebend, mit Händen und Füßen zappelnd, riefen die Armen den

7. Erzählungen aus der Griechischen Geschichte in biographischer Form - S. 157

1873 - Oldenburg : Stalling
Die Meder und Kissier drängend wüthend vor, aber eine Menge von ihnen fiel und sie litten beträchtlichen Verlust. Da sah der König ein, daß er Wohl viele Menschen, aber wenig Männer im Heere hatte. Als das Treffen den ganzen Tag gedauert hatte, und die Meder hart zugerichtet waren, rückte Hhdarnes mit der Schaar der 10,000 Unsterblichen vor und hoffte bald mit den Feinden fertig zu werden. Doch auch sie richteten nichts aus, denn sie konnten in dem engen Passe ihre kurzen Speers wenig gebrauchen und auch von ihrer Uebermacht keinen Nutzen ziehen. Die Lacedämonier aber fochten als tapfere und kriegskundige Männer; zu- weilen wandten sie den Persern den Rücken und flohen; wenn dann die Feinde ihnen nachjagten, schwenkten sie um und rückten ihnen entgegen, wobei sie eine Menge der Perser erschlugen, obschon sie selbst nur wenige Leute verloren. So mußten sich auch die Perser unverrichteter Sache wieder zurück- ziehen. Während des Handgemenges soll .Lerxes, der dem Gefechte zusah, dreimal von seinem Stuhl aufgesprungen sein, aus Besorgniß für sein Heer. Am folgenden Tage griffen die Feinde an in der Hoffnung, die Griechen würden, da ihrer so wenige wären, alle verwundet und nicht mehr im Stande sein, einen Arm zu rühren. Aber sie standen in ihren Gliedern und fochten, während die Phoker den Fußweg bewachten. Auch an diesem Tage zogen sich die Perser ohne Erfolg zurück. Schwerlich hätten die Perser den Paß erobert, wenn nicht ein Grieche, Ep hi altes, demckwrxesin seiner Verlegen- heit den Fußpfad über das Gebirge verrathen und seine Lands- leute ins Verderben geführt hätte. Dafür setzten die Griechen in der Folge einen Preis auf seinen Kopf und Ephialtes ward zum Lohn seines Verrathes späterhin erschlagen. Lerxes aber nahm den Vorschlag des Ephialtes freudig aus und ließ zur Abendzeit den Hhdarnes mit den Unsterblichen aus dem Lager aufbrechen. Nun zogen die Perser die ganze Nacht hindurch über das Gebirge und mit Anbruch der Morgenröthe befanden sie sich auf der Höhe, wo 1000 schwer- gerüstete Phoker den Pfad bewachten. Als diese das Laub unter den Füßen der anziehenden Perser rascheln hörten und ein großes Geräusch entstand, legten sie ihre Rüstungen an,

8. Erzählungen aus der Griechischen Geschichte in biographischer Form - S. 89

1873 - Oldenburg : Stalling
theus den Freiern Waffen, und nun schleuderten diese ihre Lan- zen auf den Odysseus, den aber seine Schutzgöttin Athene vor jedem Wurfe beschirmte. Zum zweiten Male wollte der treu- lose Hirte hinaufschleichen, neue Waffen zu holen; da eilten ihm der Sauhirt und der Rinderhirt nach, banden ihm Hände und Füße aus den Rücken und zogen ihn an einer Säule bis an das Dach des Hauses in die Höhe, daß er in dieser Schwebe schreckliche Qualen erdulden mußte. Dann kehrten die Treuen in den Saal zurück, wo nun alle Freier nach einander hingestreckt wurden und mit ihren Leichen den Estrich bedeckten. Nur der Sänger und der Herold wurden verschont. Nach dem Morde ward die Schaffnerin Euryklea in den Saal gerufen. Als sie beim Anblicke der Haufen von Leichen jubelte, bezähmte Odysseus ihren Jubel mit den Worten: ,,Freue dich im Geiste, Mutter, und enthalte dich alles Froh- lockens, denn Sünde ist es, über erschlagene Menschen zu jauchzen." Nun nannte sie die treulosen Mägde, deren zwölf waren, und die zur Strafe aufgehängt wurden. Auch der Ziegenhirt Melantheus starb eines kläglichen Todes. Odysseus und Telemachos schafften jetzt die Leichen aus dem Saale, reinigten den Boden und die Wä-rde, und zuletzt räucherte Odysseus noch mit Schwefel. Während des Mordes hatte Penelope geschlafen, jetzt aber ward sie von Euryklea gerufen und trat in den Saal. Lange Zeit mißtraute sie dem Gemahl, und erst als ihr dieser ein Geheimniß erzählte, das nur er und Penelope wußten, überzeugte sie sich von der Gegenwart ihres Gatten und umschlang ihn mit ihren Armen. Am andern Tage reiste Odysseus auf das Land und gab sich dort seinem Vater Laertes zu erkennen. Inzwischen hatten sich die Angehörigen der erschlagenen Freier zu einem Kampfe gegen Odysseus, den Mörder ihrer Söhne und Brü- der, gerüstet, doch Athene, in Mentors Gestalt, besänftigte sie und der Bund zwischen König und Volk ward von neuem geschlossen.

9. Erzählungen aus der Griechischen Geschichte in biographischer Form - S. 102

1873 - Oldenburg : Stalling
102 brennenden Fackeln und nahmen ihn lebendig gefangen. Doch Archidamia, die Priesterin, ließ ihn frei und gab vor, er habe die Stricke durchbrannt und sei entronnen. Aristomenes aber rettete sich noch in derselben Nacht nach Messenien. Doch im dritten Jahre des Krieges erlitten die Messenier bei Megaletaphros, d. h. beim großen Graben, eine schwere Niederlage. Aristokrates, König der mit ihnen verbündeten Arkadier, war von den Lacedämoniern bestochen worden, und zog sich gleich im Anfange der Schlacht mit den Seinen zurück, wodurch die Messenier so in Verwirrung geriethen, daß die Lacedämonier ohne Mühe einen leichten Sieg davontrugen und eine große Menge der Messenier erschlugen. Nach diesem Tressen sammelte Aristomenes die Reste der tnrf Messenier und zog sich mit ihnen nach der Bergfestung Eira, die nun von den Lacedämoniern elf Jahre lang belagert wurde. Von hieraus unternahin Aristomenes Streifzüge bis in das Innere des Lakonischen Landes: aus einem solchem Zuge stieß er einst auf eine starke Abtheilung der Lacedä- monier. Er vertheidigte sich, erhielt mehrere Wunden, ein Stein traf ihn an den Kopf, es verdunkelten sich ihm die Augen, er fiel; haufenweise liefen die Lacedämonier hinzu und nahmen ihn lebendig gefangen. Es wurden aber auch fünfzig seiner Gefährten gefangen genommen; diese alle beschlossenste imjm die sogenannten Käaden, eine Grube, worein man Misse- thäter warf, zu stürzen. Die übrigen Messenier nun, die hineinfielen, kamen sogleich um, den Aristomenes aber soll ein Adler, der unter ihm geflogen, aus seinen Flügeln gehalten und unverletzt und ohne irgend eine Wunde aus den Boden hinab- gebracht haben. Als er auf den Grund des Schlundes ge- kommen war, legte er sich nieder, zog das Gewand über das Ge- sicht, und erwartete den Tod, den er für unvermeidlich hielt. Am dritten Tage darauf hörte er ein Geräusch, er enthüllte sein Ge- sicht und erblickte einen Fuchs, der an den Leichnamen fraß. In der Voraussetzung, daß das Thier irgend woher einen Eingang habe, wartete er es ab, bis der Fuchs sich ihm näherte. Als er ihm nahe gekommen war, ergriff er ihn, mit der andern Hand aber hielt er ihm, so oft er sich gegen ihn wendete, das Gewand vor und ließ ihn hineinbeißen. Den größten Theil lief er mit dem laufenden Fuchse; an Stellen, wo schwer

10. Erzählungen aus der Griechischen Geschichte in biographischer Form - S. 105

1873 - Oldenburg : Stalling
105 davon und meldete Alles dem Spartanischen Feldherrn. In der Nacht erstiegen nun die Spartaner aus angelegten Leitern die Mauern von Eira, und erst das Bellen der Hunde weckte die Messenier aus ihrem Schlafe. Obschon Aristomenes und der Wahrsager wußten, daß Messeniens Untergang un- vermeidlich sei, gingen sie doch zu allen Messeniern, und er- mahnten sie, wackere Männer zu sein, und riesen die Zurück- bleibenden aus den Häusern. In der Nacht setzte die Finsterniß dem weiteren Vordringen der Feinde Schranken; mit Anbruch des Tages aber erhob sich ein verzweiflungsvoller Kamps, an dem sogar die Weiber Theil nahmen, indem sie Dachziegeln und was jede hatte, aus die Feinde warfen. Aber noch dichter schoß der Regen herab unter heftigem Krachen des Donners und entgegenstrahlende Blitze blendeten die Augen der Messenier, während die Lacedämonier, da es ihnen zur rechten Hand blitzte, dies für ein günstiges Zeichen hielten und sich von größerem Muthe beseelt fühlten. Schon drei Tage und Nächte hindurch dauerte der Kampf, die Messenier waren durch Schlaflosigkeit, Regen und Kälte abgemattet, dazu quälte sie Hunger und Durst. Da lies der Wahrsager Theoklos gegen die Feinde und rief ihnen begeistert die Worte zu: „Wahrlich nicht in allen künftigen Zeiten werdet ihr fröhlich die Früchte der Messenier genießen!" Hierauf stürzte er sich unter die Feinde und hauchte, nachdem er seine Rache mit dem Blute der Feinde gesättigt hatte, tödtlich ver wundet den Geist aus. Nun rief Aristomenes die Messenier vom Kampfe zurück, nahm die Weiber und Kinder in die Mitte, und ging mit gesenktem Speere, zum Zeichen, daß er um Durchgang bitte und abzuziehen beschlossen habe, auf die Feinde zu, die ihre Reihen öffneten und sie ungestört durch- ziehen ließen. Sie gingen zu den Arkadiern, ihren Bundes- genossen. Aristomenes aber wählte fünfhundert der tapfersten Männer aus, mit denen er Sparta, während das Lace- dämonische Heer noch in Messenien stand, überfallen wollte. Allein Aristokrates übte zunr zweiten Male an den Messeniern Verrath, er zeigte den Lacedämoniern den Plan, wodurch die Unternehmung vereitelt wurde. Dafür steinigten die Arkadier ihren König zu Tode und warfen seinen Leichnam unbegraben über die Grenze. Die meisten Messenier zogen
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